Im Juni 2023 haben wir Phase 6 der Bayerischen Entwicklungsstudie gestartet! Dieses Projekt wird vom Europäischen Forschungsrat über United Kingdom Research & Innovation (Forschung und Innovation) unterstützt.
Unser Hauptziel besteht darin, herauszufinden, wie Erbanlagen und das soziale Umfeld ab der Geburt zusammen die körperliche und soziale Gesundheit von Menschen beeinflussen. Sind die Mechanismen die gleichen bei Erwachsenen die sehr früh geboren wurden (<32 Schwangerschaftswochen) oder ein sehr niedriges Geburtsgewicht hatten (<1500 g) und bei Erwachsenen, die termingerecht geboren wurden? Unser besonderes Interesse besteht darin, herauszufinden, was dazu beiträgt, Leben und Gesundheit zu verbessern und den Alterungsprozess zu verlangsamen. Ein wesentliches Anliegen ist zu verstehen, wie Menschen im Erwachsenenalter Herausforderungen und Schwierigkeiten angehen und überwinden.
Unsere Daten-Erhebung bezieht sich diesmal auf ihre körperliche Gesundheit, ihren Lebensverlauf und ihre sozialen Beziehungen. Zwei Zentren führen die Untersuchungen durch: Das Team des Universitätsklinikums Bonn (Leitung Prof. Dr. Dr. Peter Bartmann) führt ein telefonisches Lebensverlaufsinterview durch und sammelt mithilfe von Kits, die zu den Teilnehmenden nach Hause geschickt werden, Speichelproben.
An der Technischen Universität München (Leitung Dr Christian Sorg) finden Untersuchungen vor Ort statt, die sich auf drei Bereiche konzentrieren. Zu den physiologischen Untersuchungen gehören ein Stufentest, Größen-und Gewichtsmessungen, ein Atemtest und die Entnahme einer kleinen Menge Blut. Zu den kognitiven Beurteilungen gehört ein Test der Aufmerksamkeit und des Problemlösens. Außerdem wird wie bei BEST IV (mit 26 Jahren) eine MRT-Untersuchung des Kopfes durchgeführt.
Die Studie wird wie zuvor von Prof Dr. Dr. H.c. Dieter Wolke an der Universität Warwick in Großbritannien geleitet.
Einen Überblick über die neue Erhebung im Alter um 38 Jahre entnehmen Sie bitte in diesem kurzen Video.
Die Datenerfassung wurde im Juli 2025 abgeschlossen:
298 Teilnehmer absolvierten die Untersuchung an der TUM
403 Teilnehmer absolvierten das Telefoninterview
331 Speichelproben konnten inzwischen gesammelt und analysiert werden.
Sehr früh (<32 Schwangerschaftswochen) oder untergewichtig (<1500 g) geboren Teilnehmer/in; n=385
Kontrollteilnehemer/in (>37 Schwangerschaftswochen); n=275
Indexteilnehmer/in (zwischen 32 and 37 Schwangerschaftswochen); n=133
104 Teilnehmerdaten nicht verfügbar
Ziel war, die soziale und berufliche Anpassung im Erwachsenenalter zu untersuchen. Die Hauptfrage war, ob jene die sehr früh (vor 32. Schwangerschaftswochen) oder untergewichtig (< 1500g bei der Geburt) geboren wurden, ähnlich zufrieden sind, die gleiche Eingliederung in das Berufsleben zeigen, ähnliche soziale Beziehungen mit Freunden, Eltern und Partnern haben und vergleichbar wie reif oder normal gewichtig Geborene ihre eigenen Familien gründen. Zudem wurde untersucht, was den Erwachsenen geholfen hat, schwierige Situationen zu überwinden.
Die Studie war Teil eines Projektes mit insgesamt 34 Studien von Früh- und Reifgeborenen aus 14 europäischen Ländern. Die Befragung wurde in zwei Teile aufgeteilt: ein Telefoninterview von ca. 30 Minuten und eine Online-Befragung von ca. 15 Minuten.
Phase 5 konnte im März 2022 abgeschlossen werden!
Wir konnten knapp 60% der Studienteilnehmer erneut interviewen.
417 Mit Telefoninterviews
323 Online-Fragebögen
Kernziel war die Nachuntersuchung der Höchstrisikogruppe Frühgeborener (< 32 Schwangerschaftswochen (SSW)/ < 1500g Geburtsgewicht) und der Kontrollpersonen der Bayerischen Entwicklungsstudie mit 23-26 Jahren. Alle Probanden wurden bereits als Neugeborene und zu weiteren sechs Zeitpunkten, zuletzt mit 12-13 Jahren untersucht (s. Phase 1-3).
Schwerpunkt war die Identifikation von Risiko-, Schutz- und Anpassungsfaktoren für die geistige und verhaltensbezogene Entwicklung und Lebensqualität. Mit den Untersuchungsdaten wurde die statistische Modellierung der kindlichen Entwicklung bis 8,5 Jahren über ein Gestationsalter von 26-42 SSW erarbeitet. Hierbei wurden soziale, der Intervention zugängliche, Faktoren identifiziert, die v. a. bei moderater Frühgeburt eine positive Entwicklung begünstigen können. Eine Validierung der Ergebnisse wurde durch den Vergleich mit drei internationalen Studien (Millenium Cohort und EPICure, England; POPS, Niederlande) durchgeführt.
Zusätzliche Kernspinuntersuchungen des Gehirns zielten darauf, in Subgruppen spezifische abweichende Aktivierungsmuster bei Durchführung des „Attention Network Task“ nachzuweisen. Datengetriebene Kernspinmethoden wurden in Bezug zu klinischen, verhaltens- und entwicklungsbezogenen Parametern untersucht.
Entsprechend dem Förderungsziel wurde die Studie weiter ausgebaut, um wichtige Fragestellungen in Bezug auf die Gesundheit und Entwicklung von sehr kleinen Frühgeborenen zu beantworten.
In der Phase 4 haben im Zeitraum 23.09.2010 bis zum Ende am 31.12.2013:
521 Personen am psychologischen Interview teilgenommen
226 Personen an MRT-Untersuchungen teilgenommen
529 Elternteile am telefonischen Eltern-Interview teilgenommen
In Phase 3, d.h. im Alter von 12/13 Jahren fand die Erhebung mittels postalischer Fragebögen statt. Nur jene Kinder die vor 32. Schwangerschaftswochen oder mit weniger als 1500g geboren wurden und eine gleich große Gruppe von reifgeborenen Kindern konnten nachuntersucht werden. Die Fragebögen erfassten kindliches Verhalten, Gesundheit und Lebensqualität, soziale Umstände und wie die Kinder sich selbst fühlten. Die Erhebung fand zwischen August/September 1998 und Mai 1999 statt.
671 Teilnehmer absolvierten die Untersuchung
In der Phase 2 wurden ca. 1500 Kinder und deren Eltern weiter untersucht. Die Untersuchungen mit 6;3 und 8;5 Jahren zielten auf die Zeitpunkte vor und nach der Einschulung. Hierbei wurden die Kinder und ihre Eltern zu Lebensbedingungen und Familienverhältnissen befragt. Außerdem wurden die Kinder im Rahmen einer ganztägigen Untersuchung in den Bereichen Sprache, Mathematik, Intelligenz, Verhalten und Schuladaptation getestet. Zusätzlich wurden sie auch körperlich und neurologisch untersucht.
1502 Teilnehmer absolvierten die Untersuchung
Alle Kinder, die zwischen 1. Januar 1985 und 31.3.1986 geboren und innerhalb der ersten zehn Lebenstage in eine Kinderklinik in Südbayern aufgenommen werden mussten, wurden um Teilnahme in der Studie gebeten. Fast alle Eltern von Kindern nahmen an der BEST teil. Insgesamt waren 16 Kinderkliniken mit Neugeborenenabteilungen aus den Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern, Schwaben und der südlichen Hälfte der Oberpfalz involviert.
In der Rekrutierungsperiode wurden insgesamt 7505 aufgenommene Neugeborene in den beteiligten Kinderkliniken dokumentiert. Davon waren 682 Kinder <32 Schwangerschaftswochen oder <1500g bei der Geburt.
Als Kontrollkinder wurden nicht-verlegte Neugeborene aus benachbarten geburtshilflichen Abteilungen für die Studie rekrutiert. Es wurden 916 nichtverlegte Neugeborene als Kontrollkinder in die Studie aufgenommen.
Die Kinder und ihre Eltern wurden in der Neugeborenenperiode, und im Alter von 5, 20 und 56 Monaten untersucht.
In diesen Untersuchungen wurden Fragen zur Schwangerschaft, Geburt, Familie und Lebensbedingungen gestellt. Außerdem wurden der klinische, neurologische und kognitive Status und das Verhalten untersucht.
8421 Teilnehmer absolvierten die Untersuchung
Wir danken Professor Klaus P. Riegel und Barbara Ort herzlich für ihre wertvollen Beiträge zur Bayerischen Entwicklungsstudie. Professor Riegels bahnbrechende Vision und sein unermüdlicher Einsatz legten den Grundstein für diese Arbeit und prägten die Perinatalmedizin weit über Bayern hinaus. Barbara Ort begleitete die Studie über viele Jahre mit Engagement, Sachverstand und großer Sorgfalt.
Ihr Vermächtnis lebt im Erfolg der Studie und in den Leben weiter, die sie weiterhin verbessert.